12) Grenzen achten, aber auch Grenzen immer wieder in Frage stellen und beweglich halten. Flexibilität ist ein höchstes Gut.
Innere Mauern verhindern Kommunikation,
Grenzen Setzen dagegen ermöglicht Austausch.
Ich habe das Glück gehabt, von einem meiner Lehrer die Bedeutung der Grenzen zu lernen: Ich lernte meine Grenzen flexibel zu setzen und die Grenzen anderer zu achten. Er war mein HUNA Lehrer, und er brachte mir bei, dass es keine Grenzen gibt - das ist das zweite HUNA Prinzip -, dass wir jedoch auf der Erde Grenzen brauchen, um zu leben. Stellen Sie sich vor, wir könnten wie ein Röntgengerät mit unseren Augen durch alles hindurch sehen: was für ein Leben wäre das?
Ich lernte, dass ich bewusst Grenzen zu setzen habe, aber immer wieder überprüfen soll, ob sie an der richtigen Stelle liegen, mit anderen Worten, ob sie dort zweckmässig sind und dem Leben dienen.
Eigenverantwortlich Grenzen zu setzen und sie flexibel zu halten, scheint mir eine der wichtigsten Fähigkeiten für ein gesundes Leben zu sein.
Im Gegensatz zu Mauern haben Grenzen eine Orientierung nach innen: Sie schließen die anderen nicht aus, sie ermöglichen Achtsamkeit für das, was innerhalb der Grenzen ist, um Austausch zu ermöglichen. Der Fokus ist nach innen gerichtet. Und sie sind - im Unterschied zu Mauern - flexibel, oder sollten es sein, ansonsten verfestigen sie sich zu Mauern. Es zeigt sich in Rigidität, Intoleranz und Rückenschmerzen.
Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land besitzen - Mt 5,6
Es ist Liebe und Selbstachtung, auf unsere Grenzen zu achten. Ich halte es für wichtig, im Alltag jegliche Grenzüberschreitung - bei sich und bei anderen - zu erkennen und abzulehnen. Dazu empfehle ich, sich selbst zu beobachten:
Wo überschreite ich Grenzen? Zu viel und zu schnelle Hilfe ist oft Grenzüberschreitung.
Es geht darum, die Schwingung zu fühlen, ob etwas in Achtsamkeit und Wertschätzung gemacht wird, oder aus
- - einer Stärkeposition,
- - einem Helfer-Syndrom oder
- - einem Macher-Syndrom.
Missbrauchsopfer haben es schwer, Grenzen zu achten. Sie lassen zu, dass ihre Grenzen überschritten werden und überschreiten selbst die Grenzen anderer. So lassen sie zu, dass sie weiter vergewaltigt werden, meist von gut meinenden Freunden und anderen Helfern, und vergewaltigen ihrerseits andere, meist aus gut gemeinten Motiven.