Rudolf_Austritt_Kloster

Rudolf Lütticken
Befreiung zum Leben

Austritt aus dem Benediktinischen Orden St. Matthias, Trier

Rudolf Luetticken - Mein Austritt aus der Abtei St. Matthias Trier

Predigten

Gedanken

Essays

Internationale Ökumenische Gemeinschaft (IEF)

Gesänge

Vita

Fotos

Mein Austritt aus Kloster und Kirche

Mein Austritt aus dem Kloster

Mein Austritt aus der katholischen Kirche

Links


Rudolf Lütticken Ligia Lütticken

Wer Gott liebt, hat keine Religion außer Gott - Rumi


An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen - Mt 7,16


Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr!, und tut nicht, was ich euch sage? - Lk 6,46


Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die verschonten Israels wieder heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die Völker, damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.


Ich wurde gefragt: manche Leute zögen sich streng von den Menschen zurück und wären immerzu gern allein, und daran läge ihr Friede und daran, daß sie in der Kirche wären - ob dies das Beste wäre?
Da sagte ich: "Nein!" Und gib acht, warum. Mit wem es recht steht, wahrlich, dem ist's an allen Stätten und unter allen Leuten recht. Mit wem es aber unrecht steht, für den ist's an allen Stätten und unter allen Leuten unrecht. - Meister Eckhart


Und darum hindert ihn nicht nur böse Gesellschaft, sondern ihn hindert auch die gute, und nicht allein die Straße, sondern auch die Kirche, und nicht allein böse Worte und Werke, sondern auch gute Worte und Werke. Denn das Hindernis liegt in ihm, weil Gott in ihm noch nicht alle Dinge geworden ist. - Meister Eckhart

Du liebst Gott nur soviel, wie du den Nächsten liebst

Solange ich vor der Angst fliehe, finde ich nicht den Weg ins Vertrauen

Solange ich angesichts des Unabänderlichen keine andere Alternative sehe als „"Biegen oder Brechen"“, unterliege ich dem Zwang. Wenn ich mich in Einsicht dem Unabänderlichen beuge, bin ich selbstbestimmt und frei.

Religiöse Überlieferung gründet auf Behauptung, authentische Spiritualität auf der Gabe der Unterscheidung.

An Jesus glauben heißt: alles Leben im Licht seiner Botschaft sehen.

Die Botschaft Jesu liegt nicht in der Bedeutung seiner Worte, sondern in ihrer Kraft.

Wer an Jesus glaubt, hält sich an ihm nicht fest: er weiß sich gehalten.

Die christliche Form der Erleuchtung ist die Gewissheit der Auferstehung

In dieser Entdeckung liegt eine persönliche Berufung:
die Einheit in Christus muss, wenn sie einmal in dieser Weise entdeckt ist, durch einen entschiedenen Akt des Glaubens angenommen werden; jeder Christ hat die Freiheit, diesem Ruf zu folgen und dadurch seiner Kirche zu dienen.

Wo sie sich ihrer Taufe bewusst werden, erkennen sie auch ihre Verantwortung, sich abzugrenzen gegen eine Ausübung des kirchlichen Leitungsamtes, die seinem eigentlichen Auftrag selbst diametral zuwiderläuft.

Du liebst Gott nur soviel, wie du den Nächsten liebst.





















24. Juli 2015

Konfessionsfreier Seelsorger, ehemaliger Benediktinermönch (1959-2015) und Priester


Mein Klosteraustritt
- unbarmherzige Brüder -

Die Geschichte mit Petrus, der über das stürmische Wasser des Sees wandelt, hat gar nicht die Absicht, etwas einmaliges darzustellen. Sie will vielmehr sagen: so ist das mit dem Leben im Glauben. So geht es denen, die sich auf den Glauben einlassen, sich von ihm in Bewegung setzen und tragen lassen. Und so selten ist das auch gar nicht, dass Menschen, vom Glauben angetrieben und getragen, zu einem Weg aufbrechen, den sie ohne solchen Glauben nie würden gehen können. Ja, ohne den Glauben muss es sogar als Wahnsinn erscheinen, einen solchen Weg zu gehen. ...

„Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ – Warum? Genau in dem Augenblick, als du meintest, dein Glaube sei groß und er mache dich unanfechtbar und stark, wurden dir die Wogen zu groß und wurde der Glaube schwach. Dein Glaube hat in diesem Augenblick stolz auf sich selbst geblickt, nicht mehr auf den, an den er glaubt. Du hieltest dich an deinem eigenen Glauben fest, nicht mehr an der Hand dessen, dem der Glaube gilt. Wirklich groß kann aber nur der Glaube sein, der nicht sich selbst für groß und stark hält, sondern allein den, an den er glaubt.

In dieser Erfahrung des Petrus liegt eine tiefe Ermutigung für uns alle. Denn immer wieder sind wir versucht, unseren Halt zu finden in der Stärke unserer eigenen religiösen Überzeugungen. Aber für jeden von uns werden die Stürme und die Wogen des Lebens irgendwann einmal zu stark und zu groß. Der Glaube, der mich eben noch über das Wasser gehen ließ, trägt da auf einmal nicht mehr. Da ist scheinbar nur noch Angst, Hoffnungslosigkeit, Entmutigung.

Die hindern uns aber nicht zu schreien – sie treiben uns vielmehr gerade dazu an. Und der Schrei geht nicht ins Leere. Er findet Antwort bei dem, an den der Glaube glaubt. Seine rettende Hand, seine Zuwendung ist uns immer greifbar nahe - auch da, wo unser Glaube schwach wird und nicht mehr trägt -, und er vermag zu retten: aus aller Bedrängnis und Not.

Aus der Predigt zum 19. Jahressonntag, Lesejahr A in 2008



Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.

Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

Mattheus 10,34 - 39

Es war Rudolfs Wunsch, seinen Austritt aus dem Benediktinischen Orden St. Matthias nach aussen transparent zu machen. Camaldoli mag einen Einblick in seiner inneren Verfassung zum Zeitpunkt des Austritts geben. Die Angst vor der Angst mag Einblick geben in seiner inneren Verfassung vor dem Eintritt, die leider weder damals noch später von seinem Umfeld erkannt und deswegen auch nie ärztlich behandelt wurde.

Ein Zwischenstand hat er in einem Schreiben an Freunde und Verwandte am 10. Dezember 2015 dokumentiert. Dieser Brief ist noch vom seinem Wunsch nach Versöhnung und Harmonie mit den Brüdern geprägt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Diese Hoffnung ist für ihn im Gespräch mit Ignatius und Eucharius in Januar 2016 gestorben.

Die zeitgenössische medizinische psychotherapeutische Versorgung hat ihn hinter Klostermauern nicht erreichen können - das Vertrauen in der Heilung allein durch den Heiligen Geist und Stundengebeten grenzte an sektenartige Ablehnungen medizinischer Versorgung. Sein Leid, seine Einsamkeit und seine innere Verwahrlosung in den 55 Jahren seines Lebens im Kloster sind für Aussenstehende unvorstellbar. Später schrieb er, dass er in dieser Vereinsamung und Desinteresse am Anderen in St. Matthias - was eine Form von fehlender Nächstenliebe ist - den Nährboden für den durch Bruder Bernhard erfolgten schweren sexuelle nMisbrauch sieht.

Interessanterweise haben ihm nach seinem Austritt viele Menschen - Klosterangestellte, Verwandte und Bekannte - ihre Wahrnehmung bekundet, dass er im Kloster nie seinen Platz gefunden hatte. Leider half ihm niemand, genauer hinzuschauen. Er hatte keinen Freund, keinen Ratgeber. Er hatte sich voll dem jeweiligen Abt überlassen, und alle Äbte haben nacheinander versagt.

Rudolf wollte jedoch die Wahrheit sagen, gewiss seine Wahrheit. Er hat gewartet, bis er genug Abstand hatte, über die sehr schmerzlichen Erfahrungen und Ent-täuschungen dieser Zeit zu berichten. Als er diese Klarheit hatte, blieben ihm nur noch wenige Wochen, die er beinahe Tag und Nacht damit verbrachte, die Texte, die auf der Internetseite Essays verlinkt sind, zu schreiben und zu perfektionieren.

Mehrmals sagte er mir, er möchte auf der Internetseite eine eigene Unterseite anlegen, auf der er verschiedene Dokumente - wie zum Beispiel Schreiben und Erklärungen an Abt und Seniorat, an die Öffentlichkeit nicht weiter gegebenen Entwurf für eine gemeinsame Erklärung - verlinken will.

Er kam nicht mehr dazu. Ich werde seinen Wunsch erfüllen und im Laufe der Zeit anhand von Notizen, Fotos und emails die Vorgänge hier dokumentieren.

Anmerkung: Manches wird hier kein günstige Licht auf dem ehemaligen Bruder Johannes werfen. Es war sein Wunsch, dass auch diese Wahrheit ans Licht kommt, und eigentlich hatte er vor, es am Ende einer Sonntagspredigt in Sommer 2015 kund zu tun und vor der Gemeinde zu seinem Verfehlen zustehen. Ich riet ihm davon ab, um die anwesenden Gottesdienstbesucher nicht zu überfordern.

Jetzt, wo keiner mehr ihm den Vorwurf machen kann, sich ins - gute wie schlechte - Licht zu setzen, kann ich ihm auch diesen Wunsch nach Authentizität und Wahrhaftigkeit erfüllen. Sein Name wird damit von Täuschung, wie auch von menschlichen Projektionen gereinigt und geheiligt.

Gott heiligt uns, in dem er seinen Namen an uns heiligt. Er handelt an uns. Er erweist sich an uns als der Heiliger. Er erweist sich an uns als der, der er ist - Rudolf Lütticken, Dezember 2016.

Freilich, viele mögen nicht, wenn man ihnen die Projektion der heilen (wie auch der unheiligen) Welt weg nimmt. Wer hier verurteilt, möge im Spiegel schauen.

Ankündigung des Austritts per email an die Senioren

Neubeginn - email an Athanasius vom 7.06.2015

Entschiedenheit - email an Ansgar vom 7.06.2015

Entscheidung - email an Eucharius und Matthias vom 7.06.2015

Bitte um Senioratssitzung - email vom 7.06.2015

Die Senioratssitzung fand ohne ihn statt, d.h. es fand eine Besprechung ohne ihn statt, da er die email zu spät entdeckt hat und eine andere Kontaktaufnahme, zum Beispiel via Telefon, nicht versucht wurde. Die Telefonanlage der Abtei funktionierte jedoch zu der Zeit einwandfrei.

Es wurde über ihn gesprochen, nicht mit ihm!


Erste Senioratssitzung

Die erste Senioratssitzung wurde nachgeholt. Die Reaktionen darauf waren wie folgt:

"Die Vermeidung der Katastrophe ist das Rezept der Stagnation". (Rudolf)

Korrespondenz mit Eucharius per 8 Juni 2015

Korrespondenz mit Ansgar per 8 Juni 2015

Am Montag den 8 Juni durfte er nicht mehr den Dienst im Mutterhaus antreten und wurde gebeten für drei Wochen sich ausserhalb der Gemeinschaft alles noch zu überlegen.

Email an die Kollegen im Seelsorge-Team

Feedback an das Seniorat

Athanasius fragt nach: Korrespondenz mit Athanasius per 8.06.2015. Offensichtlich war er jedoch von der Antwort, wie auch von der Situation überfordert, denn seine weitere Strategie, Rudolf unter Druck zu setzen, zeigt, dass er nichts verstanden hatte.

Es gehörte leider nicht zur Kultur in St. Matthias, sich in solchen Situationen der Überforderung fremde Hilfe zu holen, möglicherweise auch deswegen, weil die Wahrnehmung der eigener Überforderung nicht zugelassen wurde.

9. Juni 2015: Zuversichtlich fährt Rudolf auf die angeordnete Urlaubsreise und verabschiedet sich vom Seniorat
Euer Weg

22.06.2015: Athanasius schreibt mir einen Brief, in dem er mir sagt, dass ich keinen guten Einfluss auf Bruder Johannes habe. Was er damit wollte, mit welcher Autorität und in welcher Funktion er das schrieb, bleiben sein Geheimnis. Auf Wunsch von Rudolf stelle ich Athanasius nicht zur Rede.

23 Juni 2015 - Zwischenstand: Der Adler

In den Ferien verfestigt sich bei Rudolf seinen Entschluss, aus St. Matthias auszutreten. Aus Tübingen schreibt Rudolf dem Seniorat:

24. Juni 2015: Erklärung für den Seniorat


Zweite Senioratssitzung

9 Juli 2015: Die Fronten verhärten sich: Vier gegen Eins - alter psychischer Druck und jahrzehnelang bewährte emotionale Manipulation werden ausgeübt (siehe Brief an Geschwister unten).

Auf Anraten des Abtes stimmt Rudolf zu, zu einem vom Abt empfohlenen Therapeuten (und Theologen) zu gehen, um die Entscheidung zu überdenken. Athanasius versucht es zu verhindern, rät ihm "nachdrücklich" zu, den Termin abzusagen, es sei eine Farce.

Der Psychotherapeut erfasst sofort die ungesunde Gruppen-Kultur im Kloster und bestärkt ihn "" aus dem Tod ins Leben zu gehen".

Inneneinsichten aus diesen Tagen, bis zur nächsten Senioratssitzung:

Foto 10 Juli 2015

Üblen Geruch

Gesteigerte Religiosität

Tagträumen

"Was gestern Gestank war, wird heute zu Wut." (Rudolf)

Sehnsucht nach der Stille

Der Herr ist der Geist - datiert 11.7.2015

Die Trierer Brüder haben noch keine Mitteilung erhalten; für Rudolf wird die Lage unaushaltbar. Er kann und will so am Chorgebet und an der Eucharistie nicht mehr teilnehmen.

Wunsch zur Offenheit - Email an den Abt.

Diesem Wunsch wurde nicht entsprochen, Rudolf hat keine Möglichkeit bekommen, seinen Mitbrüdern direkt seine Entscheidung mitzuteilen und zu begründen.

Stattdessen hat der Abt die Brüder in Rudolfs Abwesenheit kurz informiert, ohne sich darüber mit Rudolf abzustimmen! Was er den Brüdern gesagt hat, können wir - angesichts seinem Machtgehabe in dieser Situation - nur vermuten.

Zwischenstand 12 Juli 2015: Brief an Geschwister.

Athanasius versucht erneut Druck auszuüben. Was jahrzehntelang funktioniert hat, bewirkt jetzt das Gegenteil: Rudolf wird sich im Klaren darüber, was sich dort die ganze Zeit abgespielt hat und dass er sich dem nicht mehr unterwerfen will:

Korrespondenz mit Athanasius per 14. Juli 2015.


Dritte Senioratssitzung

16. Juli 2015: Wieder repressive Senioratssitzung. Rudolf ist unter Druck und schlägt vor, zur Klärung ins Recollectio Haus zu fahren.

Der Abt stimmt zu und sagt schon den Experten in Recollectio Haus wie schlecht es um Bruder Johannes steht - seiner Meinung nach: email vom Abt.

Rudolfs Feedback nach dem repressiven Seniorat Gespräch: email vom 20 Juli 2015.

Auf dem Weg zum Recollectio Haus - müde aber lächelnd: Foto 20 Juli 2015.

Empfehlung aus dem Recollectio Haus an Rudolf, seinen Weg zu gehen: email an den Abt vom 22. July 2015. Meines Wissens hat der Abt auf sein Einmischungsversuch vom 15 Juli keine Antwort erhalten.

Rudolf - so wie ich ihn im Recollectio Haus abgeholt habe: Foto vom 23.07.2015.

Ignatius will in der anstehenden vierten Senioratssitzung Modalitäten für das Ausscheiden besprechen: email vom Abt am 22 Juli 2015.


Vierte Senioratssitzung

23. Juli 2015: Der Abt wird von den "Senioren" überrollt: Entehrung statt Vereinbarung!

Foto nach dieser Senioratssitzung: Foto vom 24.07.2015 "Nach dem Kampf" - Rudolfs Worte.

Spätestens jetzt wird mir klar, dass wenn er nicht bald rauskommt, wird er bald dort sterben.

Rudolfs Antwort auf diese repressive Senioratssitzung vom 23.07.2015:

Rudolf wollte während der anstehenden Konventferien sein Zimmer ausräumen, was dem Abt nicht gefiehl; da hätte eine von ihm unkontrollierte Information nach aussen strömen können. Rudolf musste für die Ferien weg aus Trier; er kam zu mir, um sich zu erholen. Er kehrte nur noch zurück um die Vereinbarung zur einjährigen Beurlaubung zu unterschreiben und um sein Zimmer auszuräumen. Eine klare Kommunikation nach aussen fand nicht mehr statt, was vielfältigen Gerüchten reichen Nährboden gab. Die Abtei hat dies nicht gestört. Rudolf selber war damals noch nicht sprachfähig (seine Wortwahl).

Die Gemeinde, oder gar die Öffentlichkeit wurde - bis heute - nie über die Gründe und Hintergründe der Abwesenheit von Rudolf aus der Abtei informiert. Der Volksfreund berichtete nur " ...nun verließ überraschend ein langgedienter Ordensbruder die Abtei. Sein Weggang habe ausschließlich persönliche Gründe und stehe nicht im Zusammenhang mit dem anderer Brüder, heißt es." (Kurz davor verliessen drei Möchne die Abtei, um als Priester weiter zu leben. Nach ihm verlies ein fünfter Mönch die Abtei, der allerdings kein Priester war und ich ins private Leben aus einer minimalen Rente zurück gezogen hat.)

Sein Name wurde nie erwähnt. Ich frage mich bis heute: Wieso? Kein Interesse der Öffentlichkeit? Oder Selbstzensur der Zeitung? Oder hatte der Abt soviel Macht, das zu unterbinden? Bruder Johannes war in Trier ziemlich bekannt und es hätte die Kritik vieler an die Brüder in St. Matthias nur noch weiter aufgeheizt.

Da es Gerüchte gab, dass Rudolf wegen einer Erkrankung nicht mehr zu sehen sei - im Seniorat und und in Einzelgespräche wurde ihm mehrmals direkt gesagt: "Du bist krank!" - hat Rudolf am 28.07.2015 Kontakt mit Bischoff Ackermann gesucht und ihm seine Situation erklärt.

Viel später enthielt der Mattheiser Brief die Formulierung, dass Bruder Johannes eine andere Vorstellung vom Mönchtum hatte und ausserhalb der Gemeinschaft lebe. Es stellt sich die Frage, was für "Vorstellungen vom Mönchtum" in St. Matthias herrschte, wo langjährigen Beziehungen zu Frauen, einschliesslich Sexualität akzeptiert wurden.

Mitteilungen an die Brüder:

Mitteilung seiner Entscheidung an die Brüder in Trier - email vom 25.07.2015

Mitteilung seiner Entscheidung an die Brüder auf Huysburg - email vom 14.08.2015

Rudolf wollte diejenige, die er damals für Freunde hielt, persönlich über seinen Schritt in die Freiheit informieren; er liess sich damit Zeit um die Enttäuschungen und Kränkungen während der Sommermonaten ein wenig zu verarbeiten.

Am 10. Dezember schrieb er einen Brief, der noch vom Wunsch nach Versöhnung und Harmonie mit den Brüdern geprägt ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Diese Hoffnung ist für ihn im Gespräch mit Ignatius und Eucharius in Januar 2016 gestorben.

Brief an Freunde und Verwandte - 10.Dezember 2015

Ordensleute, die aus einem Orden austreten, werden in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen; die Klöster müssen sie nachversichern und dazu - unabhängig von der geleisteten Arbeit oder der Einnahmen, die der Gemeinschaft durch sie zugeflossen sind - Mindestbeiträge an die gesetzliche Rentenversicherung zahlen.

Diese Rechtslage tritt jedoch nur ein, wenn die betreffende Person formell aus dem Orden ausgetreten ist. Dies widerum ist per einseitige Willenserklärung nicht möglich!

Es ist nicht so leicht, aus einem Kloster auszutreten, zumindest nicht für langjährige Priester.
Zum formellen Austritt hatte er die Wahl:

Er wählte die dritte Alternative - siehe Austritt aus der katholischen Kirche, die letztendlich vom Gesetzgeber quasi vorgegeben wird, wenn man erhobenen Hauptes einen Neubeginn machen möchte.

Die "Senioren" sind ihm nie mit Respekt begegnet, sondern ihn immer für eigene Zwecke vereinnahmt - mit sektenartigen psychologischen Druck.

Das Gespräch zum Beenden der Beurlaubung und zum offiziellen Austritt aus dem Konvent in Februar 2016 hat diese unschöne Wahrheit unwiderlegbar ans Licht gebracht, obschon sensible Menschen alles auch in vorangegangenen Dialogen haben erkennen können:

Feedback-Entwurf an Ignatius und Eucharius geschrieben am 3 Februar 2016.

Rudolf hat einen Tag an diesem Text gearbeitet und wollte ihn über Nacht ruhen lassen; dann hat uns das Leben und die aufgedeckte Krebserkrankung andere Prioritäten gegeben und diese email wurde nicht mehr verschickt.

Dass im Mittelalter Gläubige um St. Matthias die alte Göttin der Liebe Venus mit Steinen bewarfen, mag noch symptomatisch für diese Umgebung zu sein: die Liebe für einander scheint durch Streben nach Glauben ersetzt worden zu sein.

So wird in der Schau zum Beispiel eine römische Venusstatue gezeigt. Doch ihrer Schönheit ist die einstige Göttin der Liebe längst beraubt. Die Marmorfigur war im Mittelalter vor dem Trierer Kloster St. Matthias aufgestellt und immer wieder mit Steinen beworfen worden. So wollten die Gläubigen deutlich machen, dass sie die alten Götter ablehnten.
siehe https://www.welt.de/print/die_welt/article172254448/Stars-aus-dem-Untergrund.html 9. Absatz.


Du liebst Gott nur soviel, wie du den Nächsten liebst. - Rudolf Lütticken, Tagebuch 1956

Wir sind Schwingungen in einem größeren Konzert
Home
Impressum
Datenschutzerklärung